Auf dem virtuellen Sofa - Im Gespräch mit Tim Vaihinger (Teil 2 von 2)


Eigentlich müsste ich den Titel des Interviews ein wenig abändern, denn das Gespräch fand dieses Mal nicht auf einem virtuellen Sofa, sondern in Schorndorf bei Stuttgart, in einer großen, kalten Lagerhalle statt.
… - mit diesen Worten begrüßt Tim Vaihingen seit 2012 die Zuschauer auf seinem YouTube-Kanal. Sechs Jahre später, im Januar 2018 gründete er seine Hardwarefirma und baute die ersten Rechner für seine Kunden zusammen. Heute, nicht ganz weitere vier Jahre danach, beschäftigt Tim bereits 7 Mitarbeiter und monatlich verlassen rund 250 - 300 zusammengebaute Rechner sein Lager.
Als ich mir die ersten Gedanken machte, welche Persönlichkeiten aus der IT- und Windows-Welt ich gerne für unsere kleine Interview-Serie gewinnen möchte, landete Tims Name als einer der ersten auf der Wunschliste. Ich kenne Tims Videos schon seit ein paar Jahren und schaue mir immer wieder interessiert seine Techniknews, aber auch seines Livestreams an, in denen er sich u.a. die Teilelisten der Zuschauer ansieht, welche sich ihre Rechner selbst zusammenstellen wollen. Tim gibt Empfehlungen, welche Komponenten gut miteinander harmonieren, wo es vielleicht zu Problemen kommen könnte, oder gibt Tipps für eine stärkere, aber vielleicht günstigere Grafikkarte oder für ein geeigneteres Mainboard. Seine Hardwarekenntnisse und die damit einhergehende Informationsdichte ist beeindruckend. Tim scheint einfach jedes Bauteil z.B. auf einer Grafikkarte zu kennen und kann diese Informationen auch sofort in seinem Kopf abrufen. Dabei kommt er sympathisch, authentisch und sehr ehrlich rüber, denn er versucht keinesfalls Teile aus seinem Shop feilzubieten, sondern weist im Gegenteil auch mal darauf hin, dass das eine oder andere Bauteil bei ihm gerade nicht, oder nicht zu diesem Preis erhältlich ist.
Tim hat recht schnell auf meine Interviewanfrage reagiert und bot an, ihn in Schorndorf, das liegt ca. 30 Kilometer östlich von Stuttgart, in seinem Shop zu besuchen. 2 Tage vor Weihnachten, an einem kalten Wintertag trafen wir uns dann zu einem sehr interessanten Gespräch. In seinen Videos und natürlich auch in unserem Gespräch spürt man die ungebrochene Begeisterung für das Thema Hardware und seinen nie zu stillenden Wissensdurst. Tim ist einer jener positiven Freaks, die man nachts um 2 Uhr wecken kann und denen man eine komplexe Hardwarefrage stellen könnte, die sie dann ohne zu überlegen im Halbschlaf beantworten würden. Wobei, wenn man sich die Zeiten ansieht, zu denen er gelegentlich noch twittert, dann dürfte die Wahrscheinlichkeit, ihn um 2 Uhr zu wecken, eher gering sein, denn er wäre eh noch wach.
2012 rief Tim mit damals 15 Jahren seinen YouTube-Kanal Hardwarerat ins Leben. Er stelle, als einer der ersten im deutschsprachigen Raum, eine Anleitung zum Zusammenbau eines Computers ins Netz und konnte sich im Hardwarebereich sehr schnell positionieren. Video um Video folgte und nach und nach stieg auch die Anzahl seiner Abonnenten. Heute weist YouTube für seinen Kanal stolze 132.000 Abonnenten aus, wenngleich Tim hierzu ergänzt, dass die Zahl aktuell stagniert, da er aus Zeitgründen nicht so viele neue Videos erstellen kann, wie er gerne möchte.
Zeit ist ein passendes Stichwort. Für das Abdrehen eine neue Folge der Techniknews, benötigt Tim etwa 20 Minuten. Das war zugleich der einfachste Teil, denn für die Zusammenstellung der News, für das Schreiben des Skriptes und den finalen Schnitt des Videos, benötigt er insgesamt rund 4-5 Stunden. Ein Problem, das natürlich jeder YouTuber gut kennt. Die Videos haben am Ende vielleicht eine Länge von 5 oder 10 Minuten, die Zeit, die dahintersteckt, ahnen die Zuschauer meist nicht.
Seinen Traum, eines Tages einen eigenen Hardwareshop zu betreiben, behielt er fest im Blick. Als es dann im Januar 2018 so weit war, zeigte sich seine Mutter, wie wohl jede Mutter dieser Erde, etwas um die Zukunft ihres Sprösslings besorgt, während der Vater Tim ermutigte, genau jetzt diesen Schritt auch tatsächlich zu gehen. Tim war mutig, tat den Schritt und gründete sein Unternehmen. Mit der Resonanz in der Vorbestellphase zeigt sich Tim zufrieden, und im Sommer des Jahres wurden dann die ersten PCs an die Kunden ausgeliefert.
Als kleiner, aufstrebender Shop von den Großhändlern und Herstellern wahr- und vor allem auch ernst-genommen zu werden, dauert seine Zeit. Zu Beginn kauft man in kleinen Stückzahlen Ware ein und steht entsprechend auf der Prioritätenliste der Lieferanten weit unten. Tim weist aber auch darauf hin, dass bessere Konditionen bei den Einkaufspreisen weniger mit der bestellten Warenmenge zu tun haben, als mehr mit den Gesamtumsätzen innerhalb bestimmter Zeiträume, die man bei einem Lieferanten bzw. Hersteller erzielt. Mit diesen Startschwierigkeiten hatte Hardwarerat natürlich auch zu kämpfen. Umso beeindruckender wird damit der Blick auf den weiteren Verlauf der Firmengeschichte.
Angefangen hat Tim mit rund 100 m² Lager- und Produktionsfläche, doch der Platz reichte schon bald nicht mehr aus und so zog die Firma Ende Februar 2019 in neue Räumlichkeiten um. Insgesamt 380 m² standen nun zur Verfügung, aber dank zunehmender Bestellaufkommen zeigte sich schnell, dass auch hier der Platz nicht ausreichen würde. Hinzu kamen nicht ganz optimale Bedingungen, denn die Räume befanden sich nicht ebenerdig, und so mussten größere Lieferungen umständlich, palettenweise per Aufzug nach oben gebracht werden.
Hier geht es zum 2. Teil des Interviews.
Computerbücher, in denen es meist um Windows geht. Ich spiele Fußball, bin seit einigen Jahren begeisterter Läufer und regelmäßig zieht es mich ins wunderschöner Südtirol zum Wandern. 2016 schrieb ich einen Wanderführer mit dem Titel Gern zum Schlern.
Mein Name ist Jörg Hähnle. Sehr früh zog mich die Computertechnik in ihren Bann, es war die Pionierzeit der Heimcomputer Anfang der 1980er Jahre. Los ging es mit einem Commodore VC-20 mit, für die damalige Zeit, unglaublichen 5 Kilobyte Arbeitsspeicher. 2001 gründete ich dieses Forum und seit 2006 schreibe ich