Nachdem ich diesen Monat erneut mit Freude an meinem Beruf weit über meinem Stellenanteil gearbeitet habe (ohne dafür wirklich mehr Geld zu bekommen), kommen mir immer ganz merkwürdige Gedanken - unter anderem über so etwas:
2006/07: Rita Kühn (Diakonie Westfalen) sagt „[d]ie Pflege sei der nächste logische Schritt nach dem Sex-Job“, sie kann Prostituierten den Ausstieg erleichtern. Es ginge in beiden Fällen um nackte Menschen, das Überwinden von Ekel und Berührungsängsten. (Quelle:Eine neue Chance für Prostituierte, Die Welt, 16.04.2007, Der Spiegel 11/2006).
2011: Kristina Schröder (als CDU, Bundesfamilienministerin): „„Gerade solche aus bildungsfernen Schichten, die wegen schlechter Zeugnisse den Einstieg nicht geschafft hätten“, könnten in Pflegeberufen unterkommen“
2012: Ursula von der Leyen (als CDU, Bundesarbeitsministerin): „(…) will den gekündigten Verkäuferinnen der Drogeriemarktkette Schlecker die Umschulung zur Altenpflegerin und Erzieherin erleichtern. „Wir würden uns freuen, wenn viele Arbeitsuchende das Angebot annehmen“, „Unter den Verkäuferinnen seien viele Mütter, die „automatisch“ eine Qualifikation mitbrächten“
2015: Helmut Walter Rüeck (als CDU, Vorsitzender der Enquetekommission Pflege BaWü): „„Da gibt es sicher ein Potenzial zu heben, denn in den Herkunftsländern der Flüchtlinge findet auch Pflege statt – professionell oder in der Familie““
Von Volker Beck: Wir brauchen zum Beispiel viele Leute in der Pflege - da braucht man keine hohe Schulbildung.
Vielen Dank ihr lieben Leute "aus der Politik", dass ihr seit so vielen Jahren unter anderem meinen Beruf, den ich seit dreißig Jahren ausübe, mit eurer Ignoranz systematisch kaputt macht.
Vielen Dank, dass ihr als hauptsächliche Qualifikation, die man in der Pflege braucht, eine Unempfindlichkeit gegenüber dem Ekel seht. Extrem dankbar bin ich euch auch dafür, dass nach eurer Meinung jeder Idiot die Fähigkeit zur Pflege hat. Auch finde ich es besonders geil, dass man im Umgang mit zu pflegenden Menschen, Angehörigen und Ärzten noch nicht einmal in der Lage sein muss, richtig deutsch zu sprechen oder zu verstehen.
Auch das man im Umgang mit Krankheiten und Medikationen keine Schulbildung besitzen muss, ist der absolute Hammer.
Ich wünsche euch allen aus der Politik, die ihr euch da so überaus kompetent und allwissend seit Jahren über unseren Beruf äußert und damit unsere Arbeit kaputt macht - einen Beruf, den ihr niemals in der Lage wärt, irgendwie auch nur eine Woche lang zu überstehen - ich wünsche euch von Herzen, das ihr niemals von solchen Leuten gepflegt werdet, die ihr sie da haben wollt.